Wie voll darfs denn sein?
Unser erster Reiseabschnitt (nach ein paar Tagen Bangkok) führte uns in ein verschlafenes Nest neben Rayong. Dazu kam ein Tagestrip auf eine für mich altbekannte Insel: Koh Samet. Beide Orte bilden zwei Seiten einer touristischen Stranderfahrung ab.
1/8/20257 min read
Der Weg als Ziel
Alle Wege Thailands führen über Bangkok. Dort steigt man in den Bus, Zug oder ins Flugzeug, um die anderen Regionen zu erreichen. So haben wir uns Bustickets für die Reise nach Ban Phe, einer Kleinstadt bei Rayong, gebucht und sind in 4 Stunden recht bequem die 180km gefahren. Allein die Fahrt aus Bangkok heraus hat dabei die ersten 1 ½ Stunden beansprucht. Nach der umtriebigen Hektik Bangkoks wirkte es so, als würde das Leben in Ban Phe in Zeitlupe laufen. Ein warmer Nachmittag am Pier, einige Thais sitzen auf ihrem Posten und genehmigen sich ihre Nudeln mit Meeresfrüchten. Kaputte, teils gesunkene Schiffe liegen neben dem Pier und hungrige kleine Fische werden mit den Abfällen gefüttert, um eines späteren Tages selbst auf dem Teller der Fischer zu landen. Wir setzen uns auf eine Bank und ich lade mir mangels an sichtbaren Taxis die in Thailand verbreitete App „Grab“ als Alternative zu „Uber“. Die App berechnet den derzeitigen Kurs für die angestrebte Fahrt. Leider lässt sich der Wert nicht anpassen, da die angezeigten ~ 130 Baht für keinen der Fahrer in Frage kam. Ich konnte nur auf die Suche nach einer Fahrt in einem „Luxusgefährt“ für knapp 300 Baht umstellen. Dort ließ sich eine Person finden. Dieser Herr wollte wissen, wie viele Personen wir wären (obwohl ich bereits 3 in der App angab). Nachdem ich dazu schrieb, dass wir auch Gepäck hätten, dieses aber bereits in einen 5-Sitzer mit kleinem Kofferraum gepasst habe, hat auch er die Fahrt kommentarlos storniert.




Mamas Joker
Letztlich war unsere Lösung, dass meine Mutter ja nicht nur die Leute auf Thai unsere Misere schildern konnte, sondern auch ins Spiel brachte, dass mein Onkel ja in der Nähe von Ban Phe wohne und den Menschen im Ort bekannt war. So erklärte sich ein Bekannter meines Cousins Jack bereit, uns für ein echt faires Entgelt diese 20 Minuten samt Koffern ins Nirgendwo zu transportieren. Das Great Rayong Hotel (bei Taphong!) liegt in einer Straße mit mehreren kleineren Hotels, die ihre größten Tage hinter sich haben, aber Ruhe und entspannte Freundlichkeit ausstrahlen. Die Zimmer sind geräumig und funktional und der Weg zum Strand keine 3 Minuten. Für 50 Baht pro Person kann man dort Liegestühle und Tische unter Sonnenschirmen mieten, wobei mit der wandernden Sonne diese nachgerichtet werden. Auch Getränke und frische Meeresfrüchte (welche in Wasserwannen vegetieren) sind hier zu eher hohen Preisen zu haben. Der sehr flache Strand führt in klares, ruhiges Wasser, welches angenehm warm ist. Tiere sind hier erstaunlich wenige zu finden, wobei anscheinend die lokalen Thais den Strand von Krebsen und co. „säubern“. In verlassenen Strandstücken (nur 100 m weiter) tummelt sich schon etwas mehr. Hin und wieder ist ein Tisch mit thailändischen Touristen oder Farangs belegt, aber man teilt sich dieses Strandstück mit nur einer handvoll Menschen. Wer ganz allein sein will, geht eben 100 Meter weiter und nimmt sich ein Tuch oder eine Picknick Decke mit. Da meine Partnerin und ich eher keine Freunde von Meeresfrüchten sind, waren wir mit wenig und teurer Essensauswahl konfrontiert. Unseren ersten Abend haben wir in einem solchen Strandlokal Pad Kra Pao und gebratenes Gemüse geteilt, welches leider zu süß und sehr langweilig war. Keine Schlangenbohnen im Pad Kra Pao, die gedämpften Karotten, Tomaten und der Chinakohl ließen Gewürze vermissen. Generell war es kein schlechtes Essen, aber wir waren aus Bangkok deutlich besseres gewohnt. Ein Beitrag rund ums Thema Essen wird bald auch folgen, da wir beständig neue Gerichte testen und nur bestätigen können, dass Thailands Küche vielfältig und schmackhaft ist. Am nächsten Tag fiel uns auf, dass es kaum Restaurants außerhalb dieser Strandküchen gibt und auch hier keiner gewillt ist, Essen per Grab aus Taphong oder Ban Phe zu liefern. Folglich haben die Optionen des naheliegenden Seven Elevens durchgetestet (auch zu diesen omnipräsenten Läden kommt noch ein Beitrag). Durchfahrende Straßenküchen haben dies mit frischer Kokosnuss und Kanom Roti (einer Art Bananenpfannkuchen) aufgelockert. Wir nahmen uns allerdings vor, bei unseren geplanten Touren nach Taphong und Koh Samet dort zu Abend zu essen. Unser Hotel bietet für die 750 Baht pro Zimmer / Nacht nämlich bereits ein Frühstück (etwa frischgemachter Bratreis oder Reissuppe neben Toast und Cornflakes).




Frische Früchte in Taphong
Am Montag wollten wir die 5km bis zum Inneren von Taphong laufen, um den dortigen Fruchtmarkt zu erleben. Besonders die ersten 1-2 km konnten wir am Strand laufen und auch ein paar Tierchen erleben. Unten seht ihr etwa die winzigen Buh Lomm (Windkrabben), welche blitzschnell in ihren kleinen Höhlen verschwunden sind, wenn sie die Erschütterungen unserer Schritte spürten. Später, an der Straße entlang, hielt ein Wagen neben uns und lud uns auf die Fahrt nach Taphong ein. An einem Wochentag tagsüber waren hauptsächlich die Stände mit den Früchten geöffnet. Der nun eher beschauliche Bauernmarkt bot dabei aber gut reife und frischeste Früchte, wobei hier besondere Schnäppchen möglich sind, da auch einzelne Obststücke von den Bäumen des Vorgartens für symbolische Werte verkauft werden (etwa ganze Papayas für 10 Baht). Wir haben uns gerade an Früchten übergessen und auch einige mitgenommen. Besonders die Jackfrucht und der Klebereis mit Mango blieben dabei im Gedächtnis. Für den Rückweg hielt ein Pick Up Fahrer neben uns und wir machten einen für ihn passenden Preis für die 10-minütige Fahrt aus (300 Baht). Ein Tipp aus unserer Erfahrung: Wenn euch ein Fahrer besonders zusagt, bzw. Transporte schwierig sind, dann könnt ihr auch Nummern austauschen und diese Fahrer für andere Tage ordern. Bei einem üblichen Tagesgehalt von 800-1000 Baht (das monatliche Durchschnittsgehalt lag 2024 bei 474$ bzw. 24$ pro Tag) sind etwa zwei Fahrten á 300 Baht schon sehr ordentlich. Wenn ihr als Farang 2000-3000 Baht je nach Fahrzeug anbietet, kann ein Fahrer auch für den ganzen Tag gemietet werden. Besonders zum Sightseeing fernab der ausgetretenen Pfade bietet diese Transportart eine gute Alternative zur eigenen Fahrzeugmiete. Allerdings würde ich diesen entweder per Reiseagentur oder nach vorheriger Erfahrung der Fahrweise buchen.




Koh Samet zur Hauptsaison
Am Dienstag ging es mit dem uns bekannten Fahrer zur abgemachten Uhrzeit Richtung Ban Phe. Dort haben wir uns Tickets für die etwa 45-minütige Fahrt nach Koh Samet gekauft. Google erinnerte mich daran, dass ich ja bereits im März 2015 dort war. Es folgt ein Vergleich, wie sich meine damaligen Erlebnisse von den Derzeitigen unterscheiden. Direkt bei der Ankunft gab es die erste Überraschung: Ein „Ranger“ hat 200 Baht pro Farang für den Nationalpark einkassiert. Auch wenn thailändische Staatsbürger weniger als die Hälfte zahlen müssten, wurden meine Mutter und Tabea (wegen ihrer Behinderung) schlicht durchgewinkt. Hinter dem Pier tummelten sich so viele Pick Ups und Mopeds, dass es schwierig war, gemeinsam die engen Gassen entlangzugehen. Bürgersteige sind hier leider nie gebaut worden. Früher war es mangels Verkehrs entspannt genug, alle 1-2 Minuten mal ein Auto passieren zu lassen. Auch die Hafenstadt selbst hat sich in seiner Fläche mindestens verdoppelt, überall sind Cafés, Shops und Restaurants. An einem der Hauptstrände (Ao Hin Khok) bekam ich das Gefühl, beim Strand von El Arenal gelandet zu sein. Unmengen an belegten Liegestuhlreihen, die ersten 20 Meter Wasser wegen der ganzen anderen Menschen eher leidlich zum Schwimmen geeignet, Verkäufer von Strandwaren und kleinen Snacks tummelten sich dazwischen. Das war also die Bedeutung der Hauptsaison. Hier waren weniger Thais als braungebrannte Expats und europäische Familien sowie chinesische und koreanische Reisegruppen unterwegs. Leider ist wohl von dem Geheimtipp von damals ebenso wenig übrig, wie von Koh Samui (von vor 20 Jahren). Als wir aber den Strand Richtung des „Nationalparks“ verließen, wurde es schlagartig ruhiger. Nur noch gelegentlich ein Auto oder Moped und auch gewohnte Garküchen von und für Thais tauchten auf. Den steilen Weg die Betonstraße hinauf wollte wohl kaum einer auf sich nehmen. Da keine Schilder den Weg zu diesem Park auswiesen, habe ich den Endpunkt eines Trails als Ziel gesetzt, da sich dieser auf Google Maps fand. Ein nicht weiter markierter Trampelpfad zweigte sich dort in die Wildnis ab. Während der Trockenzeit fanden wir einen Ort der Stille, denn bis auf einige Feuerameisen, die an trockenen Lianen entlang auf die Bäume marschierten, gab es hier erstaunlich wenig Fauna. Festes Schuhwerk ist hier absolut verpflichtend, die Wege lassen sich eher erahnen und sind sehr felsig. Bei der ersten Station war leider nur noch der Ständer der Infotafel vorhanden. Auch sonst war der Weg komplett verwildert (wobei auch keine sichtbaren Habitate oder ähnliches geschaffen wurden, selbst Müll lag gelegentlich rum). Trotz der Touristenmassen, die eifrig 200 Baht pro Person zahlen, fließt anscheinend sehr wenig in diesen Park. Ich vermute hier einen Fall von Korruption, wie er leider sehr häufig ist. Der Trail war für meine Mutter verständlicherweise zu steil und unwegsam, weswegen wir nach der ersten Station bereits umkehrten. Die Menschenmassen vermiesten uns den Drang an einen der Strände zu gehen, weswegen wir uns auf den Weg Richtung Hafen machten. Auch hier hielt ein Pick Up und nahm uns ohne weitere Verhandlungen für 100 Baht zum Hafen (da er dort sowieso auf dem Weg hin war). Als kleines Tageshighlight für uns alle glich dieser Ritt über sehr enge und schlecht gewartete Straßen im Eiltempo einer Achterbahnfahrt, bei der wir uns gut festhalten mussten. Wie bereits oben erwähnt, wäre dieser Fahrer für keine Tagestouren von uns gebucht worden. Aber für die 10 Minuten war es unterhaltsam und auflockernd. Zurück in Ban Phe haben wir noch den Nachmittag mit ein wenig Erkundung dort verbracht und sind zu dem Schluss gekommen, dass sich hier eine gute Mischung aus kleinstädtischer Ruhe und touristischen Möglichkeiten finden würde. Da könne man dann eher zu einem der ruhigen Strände rüberfahren oder eben laufen und dann abends entspannter Essensmöglichkeiten finden.




Ausblick
Leider ist es bei mir Tradition, dass ich die ersten Tage nach einer längeren Reise erkältet bin und auch dieses Mal blieb ich nicht verschont. Deswegen wird der vorerst letzte Tag hier am Meer im Hotelzimmer tippend verbracht. Ab morgen geht es erstmal wieder für eine Woche nach Bangkok, wir treffen dort Bekannte, die nun auch nach Thailand kamen. Meine Liste an Dingen, die ich in Bangkok erleben möchte, steigt dabei auch beständig.
Ein voller Strand mit vielen Möglichkeiten direkt um einen herum oder die Stille und Einsamkeit eines leeren Strandes, aber auch Ortes – wo würdet ihr lieber entspannen?
